Wie ich wurde, was ich immer sein wollte

Ich stand am Fenster in meinem kleinen Wohnheimzimmer in Amsterdam, 14. Stock, als sich aus dem Nichts dieser eine Satz in meinen Gedanken formte:

Ich möchte schreiben und davon leben.

So plötzlich mir klar war, was ich wollte, so wenig hatte ich eine Ahnung, wie sich das erreichen lässt – schreiben und dafür bezahlt werden ... Journalismus? Während meines Studiums hatte ich für Tageszeitungen, Hörfunk und Onlinemedien gearbeitet. Daher wusste ich: Wer keine Beziehungen hat, ergattert kein Volontariat. Ohne Volontariat gibt’s keine Festanstellung, und ohne Festanstellung wird’s im Journalismus schnell prekär. Auch als Romanautorin sah ich mich nicht. Das Leben hatte mir schon beigebracht, nicht an Wunder zu glauben. Und so blieb mir viele Jahre nicht mehr als dieser eine Satz, der nie verschwand.

Ich war froh und erleichtert, dass ich es als Germanistin schaffte, in Lohn und Brot zu kommen, startete in einer PR-Agentur und schloss eine Weiterbildung zur PR-Beraterin ab. Schnell gelang mir der Sprung auf Unternehmensseite, als PR-Managerin von Logica. Wie stolz ich war, als die WirtschaftsWoche Logica als eine der bekanntesten IT-Beratungen Deutschlands nannte! Doch kaum war das Ranking erschienen, war Logica Geschichte. Aufgekauft von einem Wettbewerber.

Es war für mich kein Drama, sondern eine Chance. Auf meinem Weg hatte ich alles gelernt, was ich brauchte, um mich selbstständig zu machen. Schreiben und davon leben – was mir lange unmöglich erschien, war jetzt ganz leicht. Ob als Ghostwriterin für einen Management-Ratgeber oder bei der Positionierung von Arbeitgebermarken: Ich mache, was mir gefällt und worin ich gut bin, und arbeite mit Menschen, mit denen das Zusammenarbeiten Spaß macht.

Heute ist nicht mehr Amsterdam am Horizont, sondern die rheinhessische Hügellandschaft. Ich bin genau dort angekommen, wo ich immer hinwollte.